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Gürtler/in      -      neu Metallbildner/in

 

Der Gürtler ist ein handwerklicher Ausbildungsberuf und hat heute die Bezeichnung „Metallbildner/in –

Fachrichtung Gürtler- und Metalldrücktechnik“. Das ist die sachliche Kurzform zur Erklärung des Berufs – aber sie wird dem, was sich hinter diesem traditionsreichen Handwerk verbirgt, in keiner Weise gerecht. Die folgenden Absätze geben einen kleinen Einblick in die Entwicklung und das Berufsbild des Gürtlers. Einige Passagen und Formulierungen sind aus dem Aufsatz, den Alfons Böcker 1997 für das Buch zum 50jährigen Bestehens des Bundesinnungsverbandes der Graveure, Galvaniseure, Gürtler und verwandte Berufe geschrieben hat.

 

Schon der Name des Verbandes zeigt, dass der Gürtler Verbindungen zu anderen Berufen hat. Aber der Name muss erklärt werden: Gürtler? Darunter können sich in unserer Zeit nicht mehr viele Menschen etwas vorstellen. Die gängigste Antwort: Der macht Gürtel oder einen Teil davon. Stimmt – allerdings haben Gürtler das nur in den Anfängen des Berufs gemacht.

 

Das Wort „Gürtler“ stammt aus dem Mittelalter, mittelhochdeutsch „Gurtelaere“ und bezieht sich auf die Herstellung von Gürtungen, Gürteln und Gürtelschnallen aus Metall. Lange dienten in früheren Zeiten Gürtel als Kenn- und Ehrenzeichen der Offiziere und Soldaten. Daraus entwickelten sich Zier-, Schmuck- und Prunkformen. Eine weitere Tätigkeit war die Herstellung von Gebrauchsgegenständen wie Schalen und Dosen, Spangen und Zierknöpfe. Sakrale Gegenstände – also Altar und Messgeräte – wurden ebenfalls schon früh vom Gürtler angefertigt, es entwickelte sich sogar eine spezielle Ausprägung des Berufs als Kirchengürtler.

 

Zum heutigen Berufsbild gehört auch das Restaurieren sämtlicher Metallgegenstände.

Alle Arbeiten sind stets von hoher handwerklicher und künstlerischer Qualität, die auch in den alten Techniken wie niellieren, feuervergolden, emaillieren, ätzen und ziselieren zum Ausdruck kommt. Viele Arbeiten haben die Jahrhunderte überdauert und faszinieren auch heute noch Fachleute und Laien.

Zum heutigen Aufgabenspektrum des Gürtlerhandwerks gehören die Anfertigung von Nutz-, Zier- und Kunstgegenständen. Beleuchtungskörper, Ladentheken, Tore, Gitter, Treppengeländer, Beschläge und Altarkreuze, Tabernakel, Schalen, Kannen, Leuchter, Pokale. Als Material wird Kupfer, Messing oder Bronze, Nickel, Zinn oder Neusilber, Aluminium, Silber oder Edelstahl verwendet. Der Hauptwerkstoff ist Messing, der in verschiedenen Halbzeugformen (zum Beispiel in Drähten, Stangen, Rohren und Tafeln) bearbeitet und verformt und der auch  – je nachdem, was geschaffen werden soll – mit anderen Werkstoffen kombiniert wird.

 

Die Gegenstände müssen nicht nur hohen Anforderungen des praktischen Gebrauchs, sondern auch ausgeprägten ästhetischen Ansprüchen genügen. Bei einigen Anfertigungen geht es nur um eine schmückende Funktion – dabei kann es sich sowohl um die Nachbildung historischer Stilformen als auch um eine moderne, künstlerische Formgestaltung handeln. Alles von Meisterhand oder qualifizierten Kräften im Umfeld des Meisters.

 

Die handwerkliche Arbeit des Gürtlers hat durch die Firma Leifeld in den 1960er Jahren Unterstützung durch die neu entwickelte NC Steuerung, also über Zahlen gesteuert, erfahren. Daraus entwickelte sich später die CNC Technik, also rechnergesteuert, bis hin zur heutigen CNC Lasertechnik.

Aber die Hand des Handwerkers, sein Ideenreichtum und seine gestalterischen Fähigkeiten können durch technische Innovationen zwar begleitet, aber nie ersetzt werden.

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